Ein Artikel von Katerina Teresidi
Faszination der Asymmetrie
Gerhard Aba sieht nicht nur
dorthin, wo andere den Blick abzuwenden suchen, der Kunstphotograph hebt
das Ungewohnte und Ungesehene durch seine Arbeiten ins Mittelfeld der
Aufmerksamkeit.
Der Träger der Ehrenmedaille für Wissenschaft und Kunst der
österreichischen Albert Schweitzer-Gesellschaft, ehemaliger Presse- und
Kriegsphotograph in Rumänien und im ehemaligen Jugoslawien, gelernter
Porzellanmaler und jahrelanger Photograph im Österreischischen Museum
für Angewandte Kunst (MAK) fand seinen Kulminationspunkt in der
künstlerischen Auseinandersetzung mit der Asymmetrie des menschlichen -
insbesondere des weiblichen Körpers.
In seinen Arbeiten finden
sich Frauen mit amputierten Gliedmaßen, manchmal verfremdet durch die
Inszenierung bis hin zur Verwandlung in Statuen durch Verschmelzung mit
den ihre Körper erweiternden Gegenständen. Andere Modelle überraschen
durch ihre intime Nähe und Offenheit dem Betrachter gegenüber, welcher
durch die unerwartete Offenbarung innerlich auf die Fragestellung nach
diversen Arten der Ästhetik gestoßen wird.
Lange von ihm selbst nicht ins Licht gerückt, entstanden in einem
Zeitraum von über zwei Jahrzehnten zahlreiche Fotos aus Shootings mit
asymmetrischen Modellen. Ein markanter Schwerpunkt seiner
photographischen Arbeit ist dem Themenbereich Fetischismus und Erotik
gewidmet. Gerhard Aba möchte sein Schönheitsempfinden der besonderen Art
mit all jenen teilen, die bereit sind, sich auf die Auseinandersetzung
mit seiner Sicht des Andersseins einzulassen.
Vertrauen als Basis der Erkenntnis
In seiner Arbeit konzentriert sich der Künstler nicht vordergründig auf die Abbildung des Sichtbaren. Hinter jeder Photographie steht eine persönliche Geschichte, eine individuelle Beziehung zum Modell, denn für das Gelingen des Werkes ist das zwischenmenschliche Vertrauen essenziell. Dieses Vertrauen spiegelt sich im authentischen und selbstbewussten Auftritt der Modelle in den Charakterphotographien des Künstlers wieder, in denen die Frauen sich mutig in ihrer Verletzlichkeit zeigen.
In seiner Fetisch-Photographie hingegen, die lange Zeit zu den Tabuthemen menschlicher Sexualität gehörten, zeigt sich deutlich mehr Distanz. Hier werden die Körper durch exotische Attribute verfremdet, eine aufwändige Kulisse wird konstruiert, um den Eindruck einer Parallelrealität zu erwecken, in welcher Gegenstände zum Leben erwachen, Masken zu sprechen beginnen und Körper zu Gegenständen transformiert werden - die Grenze zum Surrealen wird ausgetestet, wo der dunkle Eros seine Stränge zieht.
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