Ein Artikel von Katerina Teresidi:
Der Verein "Watoto Wa Kwetu" in Nairobi und der Kampf für eine bessere Zukunft mithilfe von Kunst
Der aus Mathare, einem Stadtteil von Nairobi in Kenia, stammende Künstler Jacob Wachira Ezigbo, über den wir im ersten Teil unserer Präsentation berichtet haben, hat es mit seiner Hingabe für die Kunst geschafft, aus dem Slum, wo er aufgewachsen ist, herauszukommen und lebt inzwischen als anerkannter Künstler mit seiner Familie in den USA.
Um mit den Kindern im Slum zu arbeiten hat Ezigbo vor Ort den Verein „Watoto Wa Kwetu“, aus dem Suaheli übersetzt „Kinder aus der Nachbarschaft“ gegründet, dessen Mitglieder seit seiner Abwesenheit die Arbeit und den Kunstunterricht mit den Kindern fortführen, darunter viele inzwischen erwachsene ehemalige Slumkinder, die ihren Weg ins Leben erfolgreich gemeistert haben und nun nachfolgenden Generationen dieselbe Hilfeleistung zukommen lassen wollen.
Die Vorbildfunktion Ezigbos, mithilfe der Kunst aus dem Slum heraus zu finden, hat sich durch die vielen nachfolgenden Lebensentscheidungen seiner Schützlinge zunehmend zu einer generationsübergreifenden Erfolgsgeschichte entwickelt. Um einen Einblick in die gemeisterten Lebenswege zahlreicher ehemaliger Slumkinder zu geben, werden an dieser Stelle einige Beispiele angeführt:
Peter Kamau beispielsweise ist ein Künstler
geworden, der Musikvideos aufnimmt und Konzertauftritte verwirklicht,
Haron Mbitu ist ein Bassist der Band Sarabi in Nairobi mit lokalen und
internationalen Auftritten, die Brüder Kevin Otieno und Edwin Otieno
studieren Medizin an der Kenyatta University, Dan Marige ist DJ und
Fotograf geworden, Jimmy Kamau and Stephen Otieno spielen am Theater
Nairobi und absolvieren ihre Auftritte in diversen lokalen TV-Serien.
Auch engagieren sich viele von ihnen im Verein Watoto Wa Kwetu, um
nachfolgenden Generationen durch ihre eigenen Beispiele den Weg in die
Selbstbestimmung zu zeigen.
Die Hauptaufgabe der Mitarbeiter von
Watato Wa Kwetu besteht hauptsächlich in der Hilfe zur Selbsthilfe - die
Kinder sollen erfahren, dass es ein Leben außerhalb der Wellblechstadt
gibt, Selbstvertrauen gewinnen und ein Leben frei von Kriminalität und
Drogen führen.
Bildung und Kreativität sind erstklassige Schutzschilder im Kampf gegen
Kinderprostitution, Kriminalität und Drogen und im Kampf für eine
bessere Zukunft der Kinder.
Unterstützung aus Österreich - SlumKinderKunst
Beeindruckt von
der Arbeit Jacob Ezigbos haben Dr. Elmar Kuhn und der Redaktionsleiter
des Kinder-Kurier (KiKu) Heinz Wagner beschlossen, die
künstlerisch-soziale Arbeit des Kenianischen Vereins Watoto Wa Kwetu zu
unterstützen.
Auch Dr. Regina Potocnik, die Erfahrungen mit Straßenkinderprojekten in
Varanasi/Nordindien und in Kalkutta gemacht und in der Mutter Theresa
Mission mitgearbeitet hat, wurde von der Idee SlumKinderKunst begeistert
und begleitete als Juristin die Entstehung des Vereins.
Aus der
gemeinsamen Vision heraus, dass gerade Slumkinder Ermutigung und
Selbstbewusstsein brauchen, um zu überleben, wurde der Verein
„SlumKinderKunst“ gegründet. Am 2. September 2009 wurde dieser vom
Bundesministerium für Inneres unter der ZVR-Zahl: 781190795 offiziell
registriert.
Dank der Unterstützung aus Österreich trägt sich das Kinderhilfsprojekt
in Kenia inzwischen weitgehend selbstständig, da viele einheimische
Spender ihr Interesse für das Vorhaben entdeckt und dessen
Sinnhaftigkeit eingesehen haben.
Homepage des Vereins SlumKinderKunst: https://slumkinderkunst.com/story-of-kenia/
Kunst zu Recht Wien und die Fortsetzung der Hilfeleistungen
Die vielen Slumkinderkunstwerke, die in den Jahren der Arbeit der Vereine in Kenia entstanden sind, wurden im Bezirksgericht innere Stadt Wien, Marxergasse 1a, der Öffentlichkeit präsentiert. Künstlerisch betreut und ausgestattet wird dieses, sowie die Bezirksgerichte Josefstadt und Meidling von Kunst zu Recht Wien, deren Organisatorin, Frau Veronika Junger, bereits seit 11 Jahren erfolgreich Kunst und Justiz im gemeinsamen Dialog mit der Öffentlichkeit hält.
2019 erfuhr sie
von dem österreichischen Hilfsprojekt „Bambakids - Wir für Kinder
Kenias“, dessen Leitung der ehemalige Bürgermeister von
Heidenreichstein, Johannes Pichler inne hat und welches sich für die
schulische Ausbildung der Kinder in Bamba einsetzt. Angelehnt an die
Erfolgsgeschichte der SlumKinderKunst in Kenia, beschlossen Kunst zu
Recht Wien, Bambakids - Wir für Kinder Kenias in Heidenreichstein und
Ezigbo gemeinsam die Slumkinderkunstwerke aus Kenia nun den Kindern in
Bamba helfen zu lassen und so die bewegende Kraft der Kunst überregional
zu entfalten.
Über das Projekt Bambakids - Wir für Kinder Kenias werden wir im dritten Teil unserer Präsentation berichten.
Bambakids - Wir für Kinder Kenias: www.bambakids.at
Wir für Kinder - Unterstützungsverein für soziale Einrichtungen
In den ersten beiden Teilen unserer dreiteiligen Präsentation haben wir die Möglichkeiten der Hilfeleistung von Kunst und Kultur für die Bedürftigen der globalen Familie - die Slumkinder in Nairobi - aufgezeigt. Im dritten Teil präsentieren wir den Verein „Wir für Kinder - Unterstützungsverein für soziale Einrichtungen“ (ZVR: 090732804), im Folgenden als „Wir für Kinder“ abgekürzt, der sich zum Ziel gesetzt hat, 30 Kindern und Jugendlichen der benachbarten Region Bamba den Schulbesuch zu ermöglichen. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Kunst und Kultur bildet dabei vorbildlich das Fundament positiver Entwicklungen und der Hilfe zur Selbsthilfe.
Der Verein „Wir für Kinder“ und seine Tätigkeit
Der Verein wurde
2013 vom Obmann Johann Pichler, der selbst mit einer Keniatin
verheiratet ist, in Heidenreichstein ins Leben gerufen. Das Vereinsziel
ist die Gewährleistung des Schulbesuches für 30 Kinder sehr armer
Familien im Landesinneren in den Regionen Bamba und Vitengeni. Nach 7
Jahren erfolgreichen Einsatzes der Vereinsmitglieder, Helfer/innen,
Paten und Patinnen, sowie internationaler Kunstschaffender zeigen sich
vielfältige Früchte der Arbeit:
Von den 30 Jugendlichen besuchen derzeit elf die Primary School,
fünfzehn sind in Secondary- oder Highschools in Internaten
untergebracht. Drei Schüler/innen befinden sich in einem Trainingscenter
zur Berufsausbildung. Besonders stolz sind die Vereinsmitglieder auf
David, der die Begabtenschule in Lenana, Nairobi positiv abgeschlossen
und mit einem Medizinstudium an der Universität in Nairobi begonnen hat.
Kooperationen, Patenschaften und Hilfe zur Selbsthilfe
Getragen wird das Projekt durch Mitgliedsbeiträge, Patenschaften von österreichischen Pateneltern, zahlreichen Events, Kinderveranstaltungen und Buffets. Seit 2020 hat sich der Künstler Jacob Wachira Ezigbo, über den wir im ersten Teil unserer Präsentationsreihe berichteten, einverstanden erklärt, die Slumkinderkunstwerke der Kinder aus dem benachbarten Slum in Nairobi für den Verein „Wir für Kinder“ bei „Kunst zu Recht Wien“ im Justizzentrum 1030 Wien, Marxergasse 1a, auszustellen. Die Unterstützung der Slumkinder Nairobis für die Kinder in Bamba wird möglich gemacht durch ihre inzwischen autonom funktionierende Selbstversorgung und Organisation dank dem anfänglichen Einsatz des einst für diesen Zweck gegründeten österreichischen Vereins „SlumKinderKunst“.
Namhafte Künstler/innen der Region unterstützen das Projekt durch ihre Benefizkonzerte. Mit dabei Laura Kamhuber, Gaby Stattler, Ulli Wigger, Susan Blake oder Zappa Bluespumpn Cermak, um nur einige zu nennen. Im Laufe der Umsetzung des Vereinsziels entstanden auch die Bamba-Hilfe, ein Beitrag zur medizinischen Versorgung, die Bambahall und das Projekt Dorfbrunnen.
Besonders stolz ist der Verein auf die Bambahall, deren Bau 2015 innerhalb eines Jahres fertiggestellt werden konnte. Die Kosten für die Errichtung des Dorfzentrums in Dzikunze (Vitengeni) ohne Wasser, Strom und Einrichtung betrugen € 15000,- und konnten durch Spenden und Einnahmen bei Benefizveranstaltungen aufgebracht werden. Das Gebäude bietet Raum für gesellschaftliche Zusammenkünfte der Dorfbevölkerung, Nachhilfeunterricht für Kinder, Vorträge zur Erwachsenenbildung und christliche Gottesdienste. Die feierliche Eröffnung fand am 1. Mai 2016 statt. Einige Pateneltern waren eigens zu diesem Zweck nach Kenia geflogen. Ein Folgeprojekt ist die Errichtung eines Brunnens im Projektgebiet und die Pacht eines Grundstücks, welche der Bevölkerung den Anbau von Ackerfrüchten ermöglichen soll.
„Wir für Kinder“ in Heidenreichstein
Bereits
mehrmals nahm die Bambagruppe an der „Langen Nacht der Museen“ in
Heidenreichstein teil und wurde dazu von der Vizebürgermeisterin, Frau
Margit Weikartschläger eingeladen. International tätige Kunstschaffende
wie Katerina Teresidi, Fadhil Hussein und Lucas Dinhof stellten ihre
Werke im „Haus des Moores“ aus und erklärten sich bereit bei der
Benefizveranstaltung jeweils ein Werk für eine Versteigerung zu Gunsten
von „Wir für Kinder“ zur Verfügung zu stellen.
„Kunst zu Recht Wien“ und ihre Obfrau Veronika Junger unterstützen das
Projekt und hoffen durch die damit verbundene Aufmerksamkeit die Hilfe
zur Selbsthilfe in Bamba möglich zu machen.
http://www.bambakids.at/
Kunst zu Recht Wien bedankt sich für die Zurverfügungstellung detaillierter Informationen bei der Vizebürgermeisterin von Heidenreichstein, Frau Margit Weikartschläger.
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