Ein Artikel über die Künstlerin von Katerina Teresidi
Das unscheinbar „Schöne“
Dokumentarisch inszenierter Realismus à la Ulrich Seidl, der unmittelbare, direkte Blick auf die Realität, welche oft à la Deix das Aussenvorgelassene, Verborgene und Deformierte thematisiert, die scheinbar unzensierte unbeschönte Veröffentlichung subjektiver Intimität bilden die Basis für Sarah Fellners fotografische Arbeit.
Den Sohn aus den Augen seiner Mutter sehen in der Zurückgezogenheit ihres Schlafgemachs, wie Freunde sich gelegentlich voreinander entkleiden, wie die Haut sich bei Berührung verformt und wie das Zuhause von Transpersonen aussieht - dies sind die Antworten, welche Sarah Fellners Fragestellungen dem Betrachter liefern. Dabei fördern sie einen gewillten oder unbewussten Voyeurismus, sie nähren einen angeborenen, jedoch manchmal tief vergrabenen Instinkt, welcher durch Sarah Fellners Arbeiten geweckt, den Betrachter auf sich selbst zurückwirft, zum Innehalten und zu einer tieferen Selbstanalyse auffordert.
Wer sind die auf den Fotos dargestellten Menschen, wie verläuft wohl ihr Leben? An einigen persönlichen Anhaltspunkten und Präferenzen lassen sich ihre Gewohnheiten und Vorlieben rekonstruieren. Man vergleicht sich - inwiefern lässt das Gesehene eine Identifizierung mit dem Dargestellten zu?
Sarah Fellners Gratwanderung zwischen den Welten, zwischen
den Leben lässt ein spürbares Spannungsfeld im Betrachter zurück, sowie
zahlreiche offene Fragen. Dabei ist genau dies die Absicht der
Künstlerin:
„Ich möchte, dass meine Kunst mich erfüllt. Dass ich durch sie meine
Gedanken durchbrechen und in eine andere Welt eintauchen kann. Jeder
Mensch hat seine eigene Geschichte, fühlt und sieht die Welt subjektiv -
dies möchte ich mit meiner Kunst sichtbar machen.“
Kommentare
Kommentar veröffentlichen